Der Frühling steht vor der Tür und mit ihm kehrt die Pflanzenpracht von Mutter Natur wieder. Die Tage werden allmählich wieder länger und die ersten Frühjahrsblüher strecken sanft ihre Köpfe aus der Erde und erfreuen unser Gemüt. Unter den Frühjahrspflanzen gibt es viele, die unseren Stoffwechsel wunderbar in Gang bringen. Sie vertreiben die berühmte Frühjahrsmüdigkeit und bringen unsere Entgiftungsorgane so richtig in Schwung. Als eine der ersten Frühjahrspflanzen macht uns der Huflattich seine Aufwartung, das Scharbockskraut leuchtet schon gelb um die Ecke und plötzlich strömt da ein würziger an Knoblauch erinnernder Duft sanft zu unserer Nase – wir blicken um die Ecke und entdecken den Bärlauch, einem der mächtigsten "Blutreiniger" des Pflanzenreiches. Passend zur Frühjahrskur erfreut er uns mit seiner Präsenz und unterstützt uns mit seinen zahlreichen heilkräftigen und stärkenden Eigenschaften. Darf ich vorstellen: allium-ursinum!
Magisches über den BÄRlauch
Sein Name deutet bereits die Kraft an, die in ihm steckt. Der Bär, Krafttier und Fruchtbarkeitssymbol der Germanen, wurde als Frühlingsbringer angesehen. Mit seinem Auftreten war die Kraft des Winters gebrochen, daher freuten sich die Menschen über sein Erscheinen im Frühjahr (und manche fürchteten ihn sicherlich). Man sagt, dass er im Frühjahr selber Bärlauch esse, um nach dem Winterschlaf seinen Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Ob das stimmt? Ich weiß es nicht, habe es selber nie überprüfen können, da unsere Angst vor Bären so groß ist, dass wir ihnen nicht erlauben unter uns zu leben. Bei den Römern unterstand der Bärlauch der Göttin Ceres, der Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus.
Aus dem Presssaft wurde zusammen mit Koriander (ebenfalls ein „Blutreiniger“) ein Liebestrank hergestellt, welcher auch bei Impotenz helfen sollte. Aufgrund seines Knoblauch ähnlichen starken Geruchs hat man ihn auch im Mittelalter verwendet, um Dämonen zu vertreiben alias allerlei Blutsauger und Vampire.
Allgemeines über den Bärlauch
Der Bärlauch kennt viele Namen. Hexenzwiebel (wir erinnern uns an die „Anti-Dämonen-Kräfte des Bärlauchs), Wurmlauch, Zigeunerlauch, Bärenkraut, Teufelsknoblauch und Waldknoblauch, nur um einige zu nennen. Er kommt in ganz Europa vor, ist aber keine mediterrane Pflanze. Auch in Nordasien tritt er häufig auf.
Er liebt schattige Plätze und feuchte Böden. Ganz besonders wohl fühlt er sich in Auwäldern und humusreichen Laubwäldern bis 1500 Höhenmeter. Er gehört zu der Familie der Amaryllisgewächse, ist mehrjährig und wird bis zu 30 cm hoch (zumindest in der Zeit der Blüte). Die Aussaat kann im Frühjahr bis in den Herbst hinein erfolgen. Sobald die Blütezeit im April bis Juni einsetzt, verzichtet man auf den kulinarischen Genuss der Blätter, die Blüten können jedoch ebenfalls verspeist werden. Wenn das Kraut im Sommer abstirbt, könnte man natürlich auch die Zwiebeln sammeln (was ich persönlich nicht tue). Es können somit Zwiebeln, Blätter und Blüten verwendet werden. Wir wissen, dass die Heilkraft einer Pflanze mehr als die Summe seiner Einzelteile ist. Dennoch ist es interessant die Inhaltsstoffe des Bärlauchs näher zu betrachten: Allicin, ätherisches Öl, Glycoside, Fructosane, Vitamin C, Kalium, Kalzium und Eisen.
Unser heimisches „superfood“ Bärlauch enthält pro 100 Gramm zahlreiche wichtige Vitamine und Spurenelemente:
1.Vitamin C: 150 mg (150 % RDA*), liefert also 3 x mehr Vitamin C als Orangen, stärkt bekanntlich das Immunystem, wirkt antibakteriell, antiviral und antitumoral
2.Vitamin A: 200 Mikrogramm (25 % RDA) – dieses ist wichtig für gesunde Augen, Haut und Schleimhäute sowie für Heilprozesse jeglicher Art
3. Eisen: 2,87 mg Eisen (20 % RDA), wichtig für die Blutbildung
4. Kalium (17 % RDA): Kalium ist wichtig für einen gesunden Herzmuskel sowie für den Energiestoffwechsel und Wasserhaushalt
5. Vit B1 & B6 (jeweils 10 % RDA): wichtiges Nerven-Vitamin, wie alle B-Vitamine!
6. Calcium (8% RDA): wichtig für gesunde Knochen und Zähne sowie zur Osteoporose Prophylaxe
7. Mangan (9 % RDA): wichtig zur Bildung körpereigener Antioxidantien und für die Energie-Kraftwerke unseres Körpers alias Mitochondrien
8. Magnesium (7 % RDA): wichtiges Spurenelement für unsere Muskeln, wirkt entzündungshemmend
9. Phosphor (6 % RDA): wichtig für die Zellgesundheit (Bestandteil der DNA und RNA), wird auch für den Energiestoffwechsel benötigt
* Recommended Daily Allowance = empfohlene Tagesdosis
Bärlauch ist auch eine gute Schwefelquelle, ähnlich dem Knoblauch. Schwefel (in der Homöopathie als Sulfur bekannt) wirkt entgiftend und entzündungshemmend. Er schützt die Gelenke und fördert ihre Beweglichkeit. Das in der Hexenzwiebel enthaltene Allicin, welches für den typischen Bärlauch Geruch verantwortlich ist, ist für seine antibakterielle und keimtötende Wirkung bekannt. Es gilt als „natürliches Antibiotikum“, reguliert den Cholesterinspiegel und hilft in der Prävention von Herz- / Kreislauferkrankungen, wie z.B. Bluthochdruck.
CAVE: Verwechslungsgefahr für Laien besteht insbesondere mit den giftigen Maiglöckchen! Auch mit den Blättern der Herbstzeitlose, des Weißwurz und dem Aronstab besteht Verwechslungsgefahr. Diese Doppelgänger sind geruchlos und schmecken oft bitter. Bei der Ernte kann man sich nicht nur auf den Geruch verlassen, da die Hände nach kurzer Zeit nach Knoblauch riechen und den „Reibetest“ nicht mehr funktioniert. Bei genauer Kenntnis und Studium der Unterschiede kann man jedoch den Bärlauch sehr gut erkennen. Ich empfehle einen Kurs mit einem kräuterkundigen Kenner dieser Pflanzen zu besuchen, ehe es ans Sammeln geht. Das Beste ist von kompetenten Kräuterkundigen direkt in der Natur zu lernen, so dass das Wissen begreif- und erfahrbar wird. Von Herz zu Herz.
Steckbrief Bärlauch - Allium ursinum:
„Ewig kränkelnde Leute, Leute mit Hautauschlägen, Mehlgesichter und Rheumatische, sollten den Bärlauch wie Gold verehren.“ (Kräuterpfarrer Künzle)
Bärlauch in der Ernährung - drei Ideen für die Wildkräuterküche
Gerade in der Wildkräuterküche bieten sich vielfältige Möglichkeiten die Kraft des Bärlauchs zu nutzen. Eine Handvoll Wildkräuter täglich, sagt man, ist für unsere Vitalstoffversorgung ideal. In der Frühlingszeit gibt es bevorzugte Standorte, wo der Bärlauch in Massen auftritt. Jeder der in seinem Garten Bärlauch beheimatet hat, weiß, dass er gern in großen Verbänden auftritt.
Bärlauchaufstrich: Für diesen schmackhaften Vitamin- & Mineralstoffreichen Aufstrich sammelst du eine Handvoll Bärlauchblätter. Diese waschen und fein schneiden. Für die schonende Verarbeitung von Kräutern werden Keramikmesser empfohlen. Du vermischt den Bärlauch nun mit 250 gr Quark und fügst 2 Esslöffel Rahm hinzu. Abschmecken mit Salz, Pfeffer und Senf. Voilà!
Bärlauchöl: 3 Handvoll Bärlauchblätter waschen und grob schneiden und mit 1 Liter Bio-Olivenöl aufgießen. Eine Flasche mit einem weiten Hals ist zu bevorzugen. Die Flasche wird zur Hälfte mit den Blättern befüllt und dann mit dem Öl aufgegossen. Dann 4 Wochen lichtgeschützt aufstellen und ziehen lassen. Anschließend das Öl abseihen und in eine dunkle Flasche abfüllen. Nach Gusto in der Küche einsetzen.
Bärlauchbutter: Du mischt 250 gr Butter mit 5 Esslöffel feinst geschnittenem Bärlauch, rührst einen halben Teelöffel Salz ein, bei Bedarf mit etwas Zitronenschale abschmecken. Eine leckere Alternative zu Butter pur.
Weitere Ideen findest du zahlreich in entsprechenden Rezeptbüchern oder im Internet wie z.B. Bärlauch Pesto, Bärlauch Knödel, Bärlauch Brot, Bärlauch Suppe oder Salz und so viel mehr.
Viel Freude beim Entdecken.